Eine Reise nach Basel wert ist der Besuch der Ausstellung der späten Gemälde, Zeichnungen, Pastelle, Skulpturen und Fotografien von Edgar Degas in der Fondation Beyeler bis 27. Januar 2013. Details zur Ausstellung kann man auf der sehr schönen Site der Fondation nachlesen und sich auch die nachfolgenden Erläuterungen des Kurators anhören.

In aller Kürze gesagt, ist diese Ausstellung interessant, weil sie zeigt, wie Degas an Varianten eines Motivs gearbeitet hat und diese Motive meist auch fotografische Aspekte aufweisen, zum Beispiel das Festhalten einer Bewegungsequenz wie bei Muybridge im Bild von Tänzerinnen oder die aus dem Bad steigende, sich abtrocknende Frau in immer neuen Sichten und Farbigkeiten. Gerade der späte, selbst auch fotografierende Degas, ist uns Fotografen so nah wie kaum ein Maler sonst. So arbeitet auch er in Serien und auch er äussert sich, wie die meisten Fotografen, spöttisch über die Arbeiten der Kollegen.
Aber im Ernst: Man findet bei Edgar Degas und seiner Sicht- und Arbeitsweise zahlreiche Inspirationen. In seinen Tagebüchern notierte er zum Beispiel Ideen: „Alle möglichen Arten von Gebrauchsgegenständen machen, so plaziert und umgeben, dass sie das Leben des Mannes oder der Frau tragen. Korsette, die gerade abgelegt wurden, zum Beispiel, und die gleichsam noch die Form des Körpers bewahren etc.“ oder: „Serie über Bäckerjungen, gesehen im Keller selbst, oder durch die Kellerfenster von der Straße aus – Rücken in rosa Mehlfarbe – schöne Wölbung des Teigs – Stillleben über verschiedene Brotsorten. dick, oval, schmal, rund, etc. – Farbstudien über die Gelb-, Rosa-, Grau- und Weißtöne der Brote.“ (zit. aus Wilhelm Schmid, Wege zu Edgar Degas, München 1988, S. 74 und 75)
Degas, der stets im Atelier malte, überrascht in dieser Ausstellung mit Landschaftsmotiven. Steht man in dem Raum, sieht man, dass es Degas nicht um die Wiedergabe der äusseren Realität ging, sondern um die Empfindung von Landschaft. Der Unterschied zu Camille Corot (1796 – 1875), der gerade in der Kunsthalle Karlsruhe ausgestellt wird, macht diesen Unterschied offensichtlich. Corot ist noch stark der Akademie-Malerei verpflichtet, von der sich die nachfolgende Generation um Degas (1834 –1917) bereits losgelöst hatte. Degas ist in seinem Blick durch und durch bereits modern und uns daher durchaus nahe und ganz ohne kunsthistorische Kenntnisse verständlich.

Vorschaubild: Danseuses aux jupes jaunes (Detail), 1903, Pastell, 82 x 92 cm, Privatsammlung, Courtesy M.S.F.A., Foto: Courtesy M.S.F.A.