Mich hat es nicht mehr am Schreibtisch gehalten. Nur über das Fotografieren zu schreiben ist auf die Dauer unbefriedigend. Nun ist gerade Urlaubszeit, zu der man sich irgendwo am Strand langweilen kann, aber auch Erntezeit. Und, was soll ich sagen: Gestern habe ich 11 Hektar Raps geerntet! Genauer gesagt: Auf dem Mähdrescher gesessen und einige Fotos davon gemacht.
Den Anfang nahm mein fotografischer Ernteeinsatz am vergangenen Montag ausgerechnet mit Gerste. Von Gerste rate ich ab, nach fünf Minuten juckt es überall. Man sieht oben den Mähdrescher über das Feld fahren und zugleich ein Transportfahrzeug nebendran, auf das die Gerste übergeladen wird. Die Transporttraktoren pendeln dann zum Hof. Meist wird erst ab Mittags geernet, weil das Getreide vorher noch zu feucht ist. Dafür geht das Ernten dann eventuell bis in die Nacht. Man hat also gute Chancen auf editorialmäßiges Licht.
Die Rapsernte ist in dieser Hinsicht besser, allerdings staubt es auch hier. Selbst in der klimatisierten Kabine auf dem Mähdrescher hat man nach anderthalb Stunden einen ziemlich ungewohnten Geschmack im Mund. Ein gewisser Nachteil ist auch, dass die Scheiben der Kabine zustauben, somit ein Weichzeichnereffekt entsteht. Ob man das fotografisch gut findet, ist reine Geschmackssache. Auf jeden Fall ist es ein Erlebnis, wenn ein Rehkitz flüchtet und unzählige Libellen aufsteigen. Auch die zahllosen Spinnweben in den Rapsspitzen sind im Gegenlicht schön anzusehen. Beim Überladen riecht man das Öl, das später aus den schwarzen Kernen gepresst wird. Wer also nicht am Mittelmeer weilt: Man muss nicht im Ausland zum knarzigen Olivenbauern gehen, um Ölpflanzen zu sehen. Das geht auch im Rhein-Main-Gebiet. In Gegenden, in denen kein Getreide großflächig angebaut wird, werden jetzt die Wiesen gemäht. Das riecht gut und staubt nicht so. In zwei Wochen, wenn der Sommerweizen reif ist, ruft mich noch mal der Mähdrescher aufs Feld.