René Zieger: B wie Berlin

"Auf dem Dach des neuen Kreuzberger Zentrums, einem recht gewöhnungsbedürftigen Bau aus den späten Sechzigern. Bekannt auch als das Möbel Olfe Haus."

Manchmal sieht man, ohne danach zu suchen, die Arbeiten eines Fotografen und ist spontan interessiert. So ging es mir mit René Zieger, der gerade mit seiner Arbeit über den Braunkohleabbau in Ostdeutschland, „Retired Soil“, auf einer relativ neuen Plattform für spannende dokumentarische Fotoprojekte präsentiert wird. Sie heißt sinngerweise Emerge (mit einem Accent an einer Stelle, an der man es nicht versteht), und ist definitiv zur Beobachtung empfohlen.

René Zieger wurde 1980 in Dresden geboren. Von 2003 bis 2010 studierte er Fotografie an der HTW Berlin bei Prof. Manfred Paul. Seine Abschlussarbeit „Retired Soil“ wird im Frühjahr diesen Jahres erstmals außerhalb Berlins zu sehen sein (31. März bis 24. Juni 2012 in Ulm). „Während des Studiums habe ich in der Agentur Ostkreuz gearbeitet, welche mich seit 2007 als Archivfotograf vertritt“, berichtet der Fotograf. „Zurzeit arbeite ich mit Hilfe eines Stipendums der VG Bildkunst an einem neuen Projekt über den Goldbergbau in Rumänien.“

Für die Veröffentlichung hier auf Fotofeinkost fiel die Wahl auf eine 24-Stunden-Berlin-Geschichte. Sie überzeugt durch die Beschränkung auf einen Kiez, nämlich den um das Kottbusser Tor in Kreuzberg, in dem der Fotograf auch selbst lebt. Diese Vertrautheit spiegelt sich in den Aufnahmen. Zudem wählte René Zieger just diesen Teil von Berlin, „weil das Gemisch an unterschiedlichen Leuten und verschiedenster Architektur wohl auch für Berliner Verhältnisse einzigartig ist.“  Da steht das Detail für das Ganze und hebt diese kleine Serie aus den üblichen Berlin-Fotos weit heraus. Auf mehr und Neues von René Zieger darf man gespannt sein.

"Herr Smolenski und Hund auf dem Balkon mit bestem Rundumblick auf das Kottbusser Tor."
"Die Aufnahme zeigt den Hof einer Moschee auf der Skalitzer Straße, nahe des Kottbusser Tores. Während des freitäglichen Gebets war die Moschee so überfüllt, dass ein Teil der Gläubigen im Hof bleiben musste."
"Zigarettenpause des Mitarbeiters eines sozialen Dienstes, der zweimal pro Woche am Kottbusser Tor kostenlose medizinische Dienste für Obdachlose und Junkies anbietet."
"Bill habe ich am frühen Nachmittag am Schlesischen Tor getroffen. Er ist Amerikaner, Architekt und Straßenmaler, er malt Ölbilder alltäglicher Kreuzberger Straßenszenen."
"Blick von Kreuzberg Richtung Mitte."