Verfolgung, Vertreibung, Flucht, Verlust von Heimat und Familie – die amerikanische Fotojournalistin Susan Meiselas (*1948) dokumentiert seit Jahrzehnten Themen, die derzeit die Schlagzeilen beherrschen. Mit ihren Arbeiten präsentiert das Fotografie Forum Frankfurt einen multimedialen Dialog über Orte und Menschen, die fortwährend von Zwangsmigration durch Krieg, Gewalt oder ökonomische Umstände betroffen sind. Susan
Meiselas ist bekannt für ihren besonderen dokumentarischen Stil und ihr visuelles Storytelling: Die Magnum-Fotografin ergänzt ihre Fotografien vielfach mit Interviews, handgemachten Erinnerungsbüchern, Filmen, Projektionen und Archivmaterialien. Collagenartig hält sie so historische Ereignisse fest – und zugleich die damit verbundenen Schicksale von Menschen.
Speziell dieses persönliche, sich über Jahre erstreckende Engagement verbunden mit der sehrh schönen Präsentation und den unterschiedlichen Ausdrucksmitteln macht die Ausstellung in Frankfurt so besonders sehenswert – bis 5. Juni 2016. Die Ausstellungsräume des FFF befinden sich im ersten Obergeschoss der Braubachstraße 30-32 in unmittelbarer Nähe zu Römer und Paulskirche.
CARRYING THE PAST, FORWARD zeigt zwei umfangreiche Werkgruppen. “Kurdistan: In the Shadow of History” basiert auf Meiselas‘ 1991 entstandener Fotoreportage über die Anfal-Kampagne, dem Genozid des Saddam-Hussein-Regimes an den Kurden im Nord-Irak. Neben Fotografien sind Archivrecherchen von Susan Meiselas zur Geschichte der kurdischen Bevölkerung zu sehen, außerdem Arbeiten aus Workshops mit Flüchtlingen, Filme und Publikationen der Fotografin. Aktuelle Bezüge erhält dieser Teil der Ausstellung durch Fotobücher, die Meiselas unmittelbar vor der Ausstellung mit Flüchtlingen in Frankfurt erarbeitet hat. Die Arbeiten sind in der Ausstellung in eine großflächige Kartografie montiert und berichten als biografische Bilder-Bücher von individuellen Schicksalen.
Die zweite Werkgruppe “Crossings” umfasst frühere Fotografien aus El Salvador, Nicaragua und von der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Die Arbeiten geben Einblick in Meiselas bahnbrechende Arbeit, die auf ihre Dokumentation des politischen Umsturzes in Zentralamerika seit den späten 1970er- und in den 1980er-Jahren folgte. Jahre später kehrte Meiselas mit der Kamera zu den fotografierten Orten und Menschen zurück. Die dabei entstandenen Fotoarbeiten fügen sich wie Puzzle-Stücke zu einem geschichtlichen und biografischen Gedächtnis – oftmals das einzige Erinnerungsgepäck von Migranten, die aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen die Grenze zwischen Mexiko und den USA überquerten.
CARRYING THE PAST, FORWARD ist Susan Meiselas‘ erste umfassende Einzelausstellung in Deutschland.
Fotografie Forum Frankfurt, Braubachstraße 30-32, 60311 Frankfurt am Main.
Geöffnet: Dienstag: 11–18 Uhr | Mittwoch: 11–20 Uhr | Donnerstag–Sonntag: 11–18 Uhr
Eintritt: 6 Euro.