1. Mach’s kurz und knackig! Das ist kein Lebenslauf für eine Bewerbung als Assistent der Geschäftsleitung. Geburtsjahr und -Ort sowie -Land, wo und bei wem studiert oder Ausbildung gemacht, Assistenzzeit bei wem bzw. in welchem Bereich, und ganz wichtig: wenn es passende außerfotografische Ausbildungen gibt, sollten die ebenfalls genannt werden (definitiv ein Studium oder eine Lehre, nicht unbedingt 10 Jahre IT-Branche). Und man darf, muss aber nicht erwähnen, ob man verheiratet ist und Familie hat (wirkt so zuverlässig und seriös wie es ein mittelständischer Auftraggeber mag) oder man lässt das offen, wenn man bei Agenturen eher als Newcomer angesehen sein möchte, der die Werbefotografie mal wieder neu erfindet.
Das alles gerne auch in ganzen Sätzen!
2. Oute dich nicht als Amateur, wenn du dein Geld mit Fotografie verdienen willst! Schreibe nie so Peinlichkeiten wie „da ich nicht malen konnte, griff ich zur Kamera“, oder liste deine tausend Jobs auf, in denen du schon erfolglos warst, so dass die Fotografie als deine letzte Rettung erscheint. Niemand engagiert einen Loser. Dann lieber die Vita weglassen. Und komm bloß nicht auf die Idee, irgendwas über deine Ausrüstung zu erwähnen. „Erst hatte ich die Kamera x, bald aber stieg ich zur Kamera Y auf.“ Geht gar nicht!
3. Listen sind öde. (Eine separate Referenzliste von Auftraggebern ist okay.) Nur bei der Bewerbung um Preise/Stipendien ist eine komplette Auflistung aller Publikationen und Ausstellungen sinnvoll. Eleganter ist es aber, wenn nach den biografischen Fakten folgt: „Seit 200X fotografiere ich freiberuflich (habe ich ein Studio in …) und publiziere regelmäßig in Vogue, Harpers Bazar und dem Otto Katalog. Wenn man als künstlerischer Fotograf seine wichtigsten Projekte und Ausstellungen nennt, dann muss man nicht schreiben: „Stadtbücherei Posemuckel, im Raum vorm Klo“, sondern nimmt nur den Ort. Das macht mehr her. Daher die Regel: Lieber in einer Großstadt in einer dunklen Ecke ausstellen als in einer Kleinstadt in der Stadthalle. Also könnte da stehen: „Mein Projekt „Mutti macht’s“, das in den Jahren 2004 bis 2007 entstand und mit dem Papi-Preis gefördert wurde, umfasst 60 großformatige Prints, die bereits in Moskau, Tokio und Schwerin ausgestellt wurden.“
Extratipp: Bei Lebensläufen für Amerika sind die Preise und Auszeichnungen das Wichtigste.
4. Wechsle nicht die Schreib-Perspektive! Nur bei sehr erfolgreichen Fotografen kommt einem die Abfassung der Vita in der dritten Person glaubhaft vor. Dann muss das aber bei allen Texten durchgehalten werden! Wenn du in der Ich-Form schreibst, achte darauf, dass nicht aufeinander folgende Sätze mit „ich“ anfangen: Statt „ich wurde 1973 …“ lieber: „1973 wurde ich in … geboren“.
5. Wirb für dich mit einem ansprechenden Porträtfoto. Es sollte ähnlich sehen, darf aber stilistisch von den eigenen Fotos abweichen, wenn der Name des Fotografen oder der Fotografin genannt wird. Passfotos und Urlaubsbilder sollten tabu sein.
(Veröffentlicht im März 2008 auf Fotofeinkost.de)