Eine Stadt feiert Geburtstag. Im Jahr 2015 wird Karlsruhe 300 Jahre alt. Eine vergleichsweise junge Stadt, die im Geiste des aufgeklärten Absolutismus gegründet wurde. Aber was für eine Stadt ist das heute? Der Italiener Gustavo Alàbiso lebt seit 1990 in Karlsruhe und hatte die Idee, zum Jubiläum Einwohner zu porträtieren, Geschichten von bekannten und weniger bekannten Menschen zu dokumentieren, die diese Stadt ausmachen. Ein großes Vorhaben, für das er sich zunächst mit Autor Benno Stieber zusammentat, der den redaktionellen Teil übernahm. Bald hatten sie für die Textporträts eine Gruppe von elf Mitstreitern zusammen, darunter etliche Journalisten der Tageszeitung Badische Neueste Nachrichten. Die 300 Karlsruher aber fotografierte Gustavo Alàbiso. „Ich finde Sie haben die Zeichen der Zeit erkannt“, schrieb er mir, „und uns professionellen Fotografinnen und Fotografen einen (Aus)weg gezeigt wie man sich im unseren von Bilder überfluteten Welt noch retten bzw. neue Impulse haben kann.“ Man muss heute als Fotograf mehr tun als früher und Alàbiso liefert ein gutes Beispiel dafür, sich an große Projekte heranzutrauen – wenn sie, wie dieses, auf ein allgemeines regionales Interesse stoßen. Man merkt dem Buch an, dass es ein Herzensprojekt ist und natürlich der Bürgermeister vorkommt, aber ansonsten die Auswahl der Protagonisten nicht unter politischen oder kommerziellen Gesichtspunkten erfolgte. Das sollte auch andere ermutigen, in ihrem Wohnort nach Gesichtern und Geschichten zu forschen, und diese für die Zukunft festzuhalten. Aber könnten andere Fotoprojekte bitte beim Buchcover auf ein hipstermäßiges Kreuz sowie die Verstümmelung des Ortsnamens zum Logo verzichten (siehe Artikelbild)? Fot-ofe-ink-ost sagt Danke. xxx
Gustavo Alàbiso und Benno Stieber (Hrsg.): 300 x Karlsruhe. Gesichter einer Stadt, Der Kleine Buch Verlag, Karlsruhe, 256 Seiten, 148 Farbabbildungen, 30 Euro, ISBN 978-3-7650-0300-4. Weitere Informationen auf 300xkarlsruhe.de und facebook.com/300xKarlsruhe
Alle Fotos: Gustavo Alàbiso
Eine Antwort
Wow, das gibt mir Auftrieb für mein eigenes Projekt namens „100 Porträts aus Tirol“, an dem ich gerade arbeite. Macht Mut zu sehen, dass andere Fotografen auch solche Projekte in Angriff genommen haben.