Für das normale Leben reicht meistens ein PDF, das heißt, Sie brauchen nicht unbedingt eine körperliche Mappe. Aber manchmal eben doch und dann ist es professionell, darauf vorbereitet zu sein.
Mein Rat ist, unbedingt eine Mappe zu haben. Ganz konkret und ganz für sich. Die Mappe bietet die beste Möglichkeit, an sich und an seiner Karriere zu arbeiten. Sie müssen lernen, Ihre besten Motive oder Serien auszuwählen und in einer memorablen Sequenz zusammenzuführen. Sie müssen überprüfen, wo Sie stehen, wohin Sie wollen und was noch fehlt. Begehen Sie nicht den Fehler, die Fotos danach auszuwählen, welche am schwierigsten zu realisieren waren. Das wissen nur Sie. Es interessiert auch niemanden, wie Sie den Affen dazu gebracht haben, als Nachrichtensprecher aufzutreten. Versuchen Sie, das Drumherum des Shoot auszublenden. Fragen Sie sich bei jedem Foto: Will ich das in Zukunft machen? Was sagt es über mich und meine Art zu fotografieren aus?
Präsentiere ich mich mit meiner Portfolio-Mappe als kreativer Kopf?
Ein Best-of an Einzelfotos ist logischerweise nur dann sinnvoll, wenn Sie in dem Bereich arbeiten wollen, in dem von Ihnen Einzelfotos verlangt werden. Das ist bei Porträts der Fall und bei Werbefotos. Wollen Sie in den Mode- oder Editorialbereich, sind Bildstrecken erforderlich. Mirko Borsche, Artdirector bei der „Zeit“, möchte „Serien sehen. Was nützt es mir, wenn der Betreffende nur ab und zu ein tolles Foto hinbekommt, für Reshootings gibt es meistens keine Zeit.“ Repräsentantin Gunda Patzke ist es gleichgültig, wie viele Fotos in der Mappe sind, Hauptsache „wie ein Bilderbuch mit einer Geschichte, individuell, mit immer wieder neuen Arbeiten, es können auch nur freie Arbeiten sein“.
Aus eigener Erfahrung mit Portfoliozusammenstellung haben sich 25 Prints als guter Anhaltspunkt etabliert. Zumindest bei Einzelbildern sind selten mehr starke Motive vorhanden. Arbeitet ein Fotograf stärker mit Bildstrecken oder Serien, können es auch 50 Motive sein, dann allerdings gelayoutet, das heißt, auch mal zwei auf einer Seite und vier auf einer Doppelseite. Ist die Reihenfolge festgelegt, stellt sich die Frage: Wohin mit den Fotos?
Tipp: Keine Fotos in Folien!
Sie dürfen Ihre Fotos in eine schwarze Portfolio-Mappe mit Folien stecken. Aber nur für sich! Das ist wie mit Hausschuhen. Die tragen Sie auch nicht, wenn Sie zum Kunden gehen (hoffe ich). Die blenden, die sind verkratzt, das sieht insgesamt unschön aus und es bringt Ihre tollen Fotos nicht gut zur Geltung. Stattdessen drucken Sie die Motive auf Büttenpapier aus und präsentieren sie als Buch. Dafür gibt es fertige Portfoliobücher, bei denen Sie immer wieder einzelne Seiten austauschen können. Bei matten Papieren brauchen Sie Zwischenlageblätter, weil sich die Pigmente sonst abreiben können. Mit glänzenden Zwischenlagefolien kann man Ihr Foto einmal matt, einmal glänzend betrachten – ganz so wie es der Kunde sehen will.
Brauchen Sie eine repräsentative Mappe aus Leder mit eingeprägtem Namen? Dazu ein klares Nein. Das ist schwer, das ist vor allem schwer Achtzigerjahre. Ein schlichter Einband reicht, ein individueller ist ein Hingucker. Gerade, wenn viele Portfoliomappen auf einem Tisch liegen, wird man doch zuerst jene ansehen, die sich unterscheiden, weil das die Individualität und Gestaltungsfreude signalisiert, auf die der potenzielle Auftraggeber aus ist. Speziell Anfänger sollten lieber altersgemäße Themen originell fotografieren als in Statussymbole zu investieren.
Weiterlesen zum Thema Portfolio-Mappe und Präsentation beim Kunden in Martina Mettner: „Erfolg als Fotograf – Wie man sein Können optimal präsentiert“, Neuauflage 2015, 39,80 Euro, hier bestellen.