Die heftigen Veränderungen in der Verlagsbranche werden bei einem Gang über die alljährliche Buchmesse in Frankfurt am Main besonders deutlich. Neue Fotobücher muss man suchen.
Wie ein Fels in der Brandung wirkt Lothar Schirmer (Schirmer/Mosel) an seinem Stand. Doch wo in der Halle 4.1 einmal Hatje Cantz war, bleibt jetzt eine Freifläche. Der Verlag ist in Halle 3.0 deutlich bescheidener als Teil der Ganske-Gruppe repräsentiert. TeNeues, gerade durch den Selbstmord des Verlegers in den Schlagzeilen, belegt, statt mehrerer Kojen wie früher, nun noch ein Tischchen bei seinem Vertriebspartner. Und Steidl bleibt erneut der Messe fern. Fotointeressierte retten sich also zum Kehrer Verlag (Halle 4.1 Stand K 38) oder gleich zur Ausstellung des Deutschen Fotobuchpreises 18/19 (4.1/L 93). Dort gibt es am Sonntag, 20. Oktober 2019 ab 14 Uhr einen Artist Talk mit Frederik Busch, dem Bildautor des Kehrer-Buches „German Business Plants“.
Tipp: Am Messewochenende, Samstag und Sonntag, 19. und 20. Oktober 2019, können erstmals auch Fotobücher direkt auf der Messe gekauft werden. Zur Information für Besucher hier entlang.
Aus Liebe zum Papier
Wunderbar ist, auf etwas Neues zu stoßen: Stylishe Bücher für stylish Reisende mit dem Namen Travel Colours. Stefanie Friese gründete diese Reihe samt Verlag in Berlin. Obwohl es ähnliche Tipps zu Restaurants, Hotels und Shops kuratiert im Netz gibt, finden die haptisch angenehmen, extrem clean wirkenden Druckwerke ihr Publikum. Da in Berlin verlegt, sind die Texte alle englisch. Als Fotografin wird Flavia Renz genannt. Die Tipps geben namentlich genannte Scouts. Bisher erschienen sind: Berlin, Cape Town, Milan, Palma, Paris, Reykjavik, Stockholm und Tbilisi. Jährlich sollen acht neue Städte hinzukommen.
Ein ehemaliger Fotojournalist verkauft nun „3D-Papierkunst mit Wow-Effekt“. Wer je in Hanoi war, kennt diese Karten, bei denen sich aufgeklappt ein verblüffend filigranes Objekt entfaltet. Roland Bellinghausen aus Köln lässt diese Karten mit deutschem Text und neuen, gut nachgefragten Motiven in Kooperation mit einem Partnerunternehmen in Vietnam fertigen. „Die Pop-Up Karten werden unter Berücksichtigung der Grundsätze des Fairen Handels und im Rahmen der Förderung von lokalen Resozialisierungsprojekten hergestellt.“ Alle Motive sind auf der Website zu sehen.
Die digitale Welt ist auch vertreten
„What’s real?“ – diese Frage stellt sich das Programm der B3 Biennale des bewegten Bildes im THE ARTS+ Areal in Halle 4.1. Bewegtbild- und Medienschaffende präsentieren fünf Tage lang über 100 Projekte und künstlerische Arbeiten in den Bereichen Videokunst, Film, Immersion, Games sowie XR und KI.
Ein Spaziergang über die Frankfurter Buchmesse hat immer etwas von Wundertüte, gerade weil neben dem klassischen Buch zunehmend andere Bereiche, darunter 2019 vor allem Audio, abgedeckt werden. In der Gourmet Gallery gibt es denn nicht nur Kochbücher, sondern auch Gin-Anbieter. Da ist dann für jeden etwas dabei.