In Tokio: Rinko Kawauchi

Rinko Kawauchi aus Illuminance, 2007
Auf dem Weg zum Metropolitan Museum of Photography – hinter mir der Beginn des Skywalk, der von der Ebisu-Station in Richtung Museum führt.

Eine Aufgabe von Kunst ist es, die Grenzen der medialen Möglichkeiten zu erforschen und Avantgarde zu sein. Im Falle der Fotografie gibt es bekanntermaßen eine starke Entwicklung vom stehenden zum bewegten Bild. Die Tokioter Museen sind so gut ausgestattet, dass sie Projektionen in die Ausstellungskonzepte einbeziehen können. So ermöglicht der Ausstellungsbesuch im Unterschied zum Buchkauf, von einem Künstler eine neue Seite kennenzulernen. Zum Beispiel von Rinko Kawauchi, einer auch in Europa bekannten, 1972 geborenen japanischen Künstlerin.

Kawauchis Büchern wohnt ohne Zweifel eine optische Faszination inne, die durchaus ihren Erfolg erklären kann. Ihr Potenzial entfaltet sich aber so recht erst im bewegten Bild. In ihrer großen Einzelausstellung im Tokioter Fotomuseum liefen zwei Filmrollen parallel, kurze Einstellungen jeweils nur, von sehr beeindruckender Intensität. Die meisten Video-Stücke für Illuminance entstanden parallel zum Fotografieren. „Ich fotografiere gerne Dinge, die sich bewegen“, schreibt die in Tokio lebende Künstlerin, „da macht es keinen großen Unterschied, ob ich Video oder Fotografie nutze, um sie einzufangen.“ In der Ausstellung zeigt sie die Videoarbeiten wie ein aufgeschlagenes Buch. Da sie schon an so vielen Büchern gearbeitet hat, denkt sie in Doppelseiten und wollte das nun auf die Videos übertragen. „Das Videostück war erst 10 Minuten lang, aber ich fügte über die Jahre Sequenzen hinzu. Es könnte immer noch ein ‚work in progress‘ sein, ich kann immer noch mehr hinzufügen.“ (Katalog, S. 126)

Rinko Kawauchi, aus Illuminance, 2009
Rinko Kawauchi, aus Ametsuchi, 2012

Die Ausstellung im Fotomuseum in Tokio dauert noch bis zum 16. Juli 2012 und umfasst die Serien „Illuminance“, „Ametsuchi“, über das Abbrennen von Feldern, und eine weitere Videoarbeit „Seeing Shadow“, die in England entstand, und über deren Entstehung Rinko Kawauchi im April 2010 mit Martin Parr sprach.

Die Bildbände von Rinko Kawauchi gibt es bei Amazon.

Im Fotomuseum darf man nicht fotografieren, aber nach meinem Gespräch mit der Chefkuratorin, Michiko Kasahara, konnte ich noch einen Blick in die Bibliothek werfen. Hier der Studienbereich mit dem typischen Blick auf andere Hochhäuser:

Arbeitsbereich der Bibliothek des Fotomuseums in Tokio.
Auf der Rückseite des Weges voller Menschen zum Senso-ji (Asakusa Kannon Tempel) findet sich ein Fotoladen, in dem noch in aller Ruhe für den wartenden Kunden ein Objektiv geputzt wird.
Blick in und aus der Galerie Taka Ishii, Roppongi, mit Exponaten von Daido Moriyama.