Bekannt geworden als Management-Methode bedeutet Kaizen die Veränderung zum Besseren (Kai = Veränderung, Zen = zum Besseren). Gemeint sind damit kleine Schritte. Nicht gemeint ist: seine To-do-Liste ins Unendliche zu verlängern. Es kommen immer neue Dinge zu tun hinzu, das ist unvermeidlich, das heißt, man wird die innere Liste nie komplett abgearbeitet haben. Das ist normal, so ist das Leben. Eine ganz andere Sache aber ist, einen Berg Unerledigtes vor sich herzuschieben! Der Berg wird nämlich immer höher und die Energie, die zum Schieben nötig ist, größer. Oder sind Sie noch nie nachts wach geworden und haben darüber nachgedacht, dass Sie dringend Rechnungen schreiben müssten und die Fotos Ihrer letzten Reise noch unbearbeitet sind? Entsprechend groß ist die Erleichterung, wenn man den Ballast abgeworfen hat. Und das kostet Überwindung, geht dann aber viel leichter als man vorher denkt.
Einmal im Jahr ist, außer für Rechnungen, ein guter Vorsatz. Das kann der „Frühjahrsputz“ sein – oder man erledigt die Ablage zum Jahresende. Vor allem aber sollte ein neuer Lebensabschnitt Anlass genug sein, eine Inventur zu machen und sich von Überflüssigem zu trennen. Ob das nun das Ende des Studiums ist, eine Schwangerschaft, ein Umzug. Bei mir führten plötzliche Krankheit und Tod der Mutter dazu, dass seit Erscheinen von „Erfolg als Fotograf“ anderes wichtig wurde als das beabsichtigte Kümmern um das Buch-Marketing. Sich mit der Hinterlassenschaft eines Elternteils zu befassen ist nicht einfach. Man ist mit dem Problem des sich Trennens sehr intensiv beschäftigt. Viele Dinge finden den Weg in den eigenen Haushalt – und auch da stellt sich die Frage: Ist mir selbst das wichtig? Kann ich es gebrauchen? Ist es nur von sentimentalem Wert? Und ist das mein Sentiment oder das des Familienmitglieds?
Was hat das mit Fotografie zu tun? Viel! Gestern hatte ich zu zwei Fotografen Kontakt, die meine Hilfe brauchen, weil das Portfolio unübersichtlich ist, geschweige ein Profil erkennen lässt. Er könne sich von diesem und jenem Foto nicht trennen, sagte der Fotograf, der gestern hier war. Muss er ja auch nicht, denn das Foto ist ja weiterhin da, es ist nur nicht mehr im Portfolio. Sentimentalität ist kein professionelles Auswahlkriterium. Und professionell sollte die Mappe schon sein, oder?
Aufzuräumen und sich Klarheit zu verschaffen, ist ein geradezu therapeutischer Akt. Er setzt Energie frei, sich zu fokussieren oder etwas Neues zu tun. Und bevor ich mich dem digitalen Publizieren zuwende, möchte ich auf jeden Fall mal meine KSK-Unterlagen der letzten Jahre abgeheftet haben! Weiter auf dem Programm steht: „Erbstücke“ bei Ebay verkaufen oder verschenken, endlich den Facebook-Account auf den neuesten Stand bringen, neue Logos, die Website mm-photoconsulting.de überarbeiten …
Noch einmal zurück zum Kaizen: Es beginnt mit dem Säubern, weil man beim Reinigen alles in die Hand nimmt und überprüfen kann, ob es von Nutzen ist oder nicht. Dabei kann man es gleich sortieren. Dazu empfehle ich zum Beispiel Entwicklerschalen (werden bisher auch bei mir aus sentimentalen Gründen aufgehoben). In denen sortiere ich meine Belege vor, wenn ich sie nicht sofort abhefte. (Termin bei der Steuerberatung!)
Eines meiner alten Hausmittel, Kleinkram ordentlich unterzubringen, sind Schuhkartons. Die lassen sich gut in Schränken oder Regalen stapeln. Da ich keine Basteltante bin, suche ich solche aus, die man wie sie sind, verwenden kann und nicht den Tag damit zubringt, sie mit Geschenkpapier zu beziehen. (Man kann auch im Schuhgeschäft fragen, ob sie leere Kartons haben beziehungsweise aufheben würden. Oftmals nehmen Käufer die Kartons ja gar nicht mit.) Dass man Fotos nur in für die Archivierung geeignete, säurefreie Kartonagen legt, ist aber klar!?!
Unverzichtbar in meinem Haushalt sind die reißfesten blauen Ikea-Taschen, die es für einen Euro dort an der Kasse gibt. Heute benutze ich sie, um das aussortierte Papier zur Papiertonne zu tragen.
Das Putzen macht einfach mehr Spaß, wenn es schnell geht und effizient ist. Dazu benötigt man Mikrofasertücher. Ideal gerade für Männer, die bekanntermaßen ungern feuchte Lappen anfassen. In diversen Farben bei mir im Einsatz: der Handschuh mit den Rastalocken. Tastaturen und alle Art von Equipment lassen sich damit trocken schnell reinigen. Zur Entfernung von Flecken kann man die glattere Seite anfeuchten. Gestern noch welche in Farben, die ich noch nicht habe, beim Rewe neben der Kasse gesehen, aber widerstanden. Gibt es unter anderem auch in Baumärkten. Sie sollten nicht mehr als 1,59 Euro kosten.
Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: Wenn Sie mitmachen, nehmen Sie sich nicht vor, alles zu erledigen, sondern setzen Sie sich auch bei diesen vermeintlich kleinen Dingen ein smartes Ziel:
S wie spezifisch, m wie messbar, a wie attraktiv, r wie realistisch und t wie terminiert.
Nehmen Sie sich also beispielsweise nicht vor: „Ich muss dringend Rechnungen schreiben“, sondern: „Samstag werde ich Rechnungen schreiben, denn nur so kommt Geld rein.“
Bei unserem Vorhaben schlage ich vor, sich zwei Stunden des Säuberns oder Sortierens vorzunehmen. Mehr nicht. Man ist doch erstaunt, wie viel man in dieser eigentlich kurzen Zeit erledigen kann. Anschließend belohnen sie sich mit einer Outdooraktivität oder einem schönen Film. Viel Spaß dabei!