Portfolioreview: Das Beste daraus machen

Einige Bemerkungen zu Portfolioreviews auf Festivals von Martina Mettner

(aus dem Buch „Erfolg als Fotograf – Wie man sein Können optimal präsentiert„)

Zwanzig Minuten Aufmerksamkeit bekommen Sie in der Regel bei Reviews auf Festivals, die in Deutschland ebenso wie in ganz Europa und in den USA angeboten werden. Bei denen kann man gegen die Zahlung einer Gebühr seine Portfoliomappe oder sein Fotoprojekt als einflussreich geltenden Menschen zeigen. Mit irgendwas muss man als junger Fotograf anfangen, und es kann nicht schaden, Erfahrungen zu sammeln – wenn man denn aus ihnen lernt. Wichtig ist, nicht die ganz große Hoffnung zu hegen, man würde entdeckt werden. Dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert.

Selbstverständlich hängt es immer von der Art der Fotografie ab, die man zeigt, ob das Verfahren lohnend ist oder nicht. Die Betrachter sind per se Leute, die berufsmäßig Fotos ansehen, mithin leicht gelangweilt sind. … Ist man als Fotografin oder Fotograf wirklich das Ausnahmetalent, das alle suchen? Nüchtern betrachtet, wahrscheinlich nicht. Das wissen auch diejenigen, die das Portfolio angucken. Alles ist ganz schön – mehr oder weniger. Was soll man da sagen? Der Reviewer möchte nicht unhöflich sein – der Tag war so entspannt bisher – und warum sollte er den Fotografen darauf hinweisen, dass er etwas Ähnliches schon tausendmal gesehen hat? Also schweigt er. Falls der Fotograf Wert auf die Meinung legt, wird er fragen.

Das Dilemma ist, dass sich die Fotografen hinterher frustriert beschweren, es sei nichts dabei herausgekommen, aber während des Reviews andächtig schweigen. Sie schweigen, weil sie nervös sind und weil sie denken, sie dürften die Konzentration nicht stören. Dabei sitzen sie vor jemandem, der seit Jahren professionell Fotos ansieht, oft dabei telefoniert oder ein Seitenlayout ändert, auf jeden Fall im Bruchteil einer Sekunde beurteilt, ob das Foto oder der Stil oder die Bildstrecke für ihn interessant ist oder nicht. Die restlichen 19 Minuten bis zum Ende des Reviews müssen aus Sicht des Reviewers irgendwie gefüllt werden.

Gehen Sie bitte nicht so ehrfürchtig an die Sache ran! Und nehmen Sie das Zeigen Ihrer Fotos selbst nicht ganz so wichtig. Diese demonstrieren Ihr Können zum derzeitigen Zeitpunkt. Denken Sie in die Zukunft, in der Sie andere, bessere Fotos machen werden, und nutzen Sie die einmalige Chance, die sich hier für Sie auftut. Sie können im Vieraugengespräch einen Kurator oder einen Verleger fragen, welche Art Fotos er sucht, was seine Vorlieben oder Kriterien sind und versuchen, irgendwelche anderen Anknüpfungspunkte zu finden, die eine spätere erneute Kontaktaufnahme rechtfertigen. Nur dann haben Sie etwas erfahren, gelernt und können für sich davon profitieren. Holen Sie aus den zwanzig Minuten raus, was geht (ohne aufdringlich zu werden, wohl gemerkt).

Bevor Sie zu einer Portfolioschau gehen, bereiten Sie sich vor. Suchen Sie sich die für Sie passenden Reviewer aus, indem Sie vorher recherchieren, wer sich für Ihre Arbeiten interessieren oder welches Gespräch für Sie nützlich sein könnte. Schrauben Sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch. Reviews sind da, um ein Feedback zu bekommen, nicht zur unmittelbaren Auftragsakquise!

Üben Sie, sich zu präsentieren. Halten Sie Ihre Visitenkarte und einen Folder bereit sowie Ihre Website in Ordnung. Und lassen Sie sich also von ausbleibendem Lob nicht deprimieren. Mit anderen Worten: Seien Sie professionell!