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Zurück aus Kalifornien, möchte ich nicht versäumen, einige Tipps weiterzugeben, vor allem für jene, die den Reiseklassiker, die Fahrt auf dem Highway No. 1, noch vor sich haben. Von San Francisco im Sommer ist wegen des Nebels abzuraten, aber im Frühjahr und im Herbst lohnt es sich, diese wunderbare Stadt für sich bei klarer Sicht einige Tage lang zu entdecken. Ganz großartig sind die kostenlosen, etwa zweistündigen Stadtteilführungen, auf denen man Details sieht und Orte erkundet, die man auf sich gestellt kaum entdecken würde. So beginnt die „Russian Hill Stairways Tour“ von Paul Fisher oberhalb einer unvorstellbar steilen Straßen, die man keuchend erklimmt, und führt unter anderem zu den Schauplätzen der berühmten „Stadtgeschichten“ von Armistead Maupin. Bei der weniger laufintensiven „Nob Hill“-Tour steht man vor den Palästen der Eisenbahn- und Silberbarone und erfährt viel über die Geschichte der Stadt. Das heutzutage hübsch herausgeputzte und sehr große Stadtviertel Haight-Ashbury verbinden die Älteren unter uns zumindest dem Namen nach mit Janis Joplin und der Musikszene der Siebziger. Ein Insider-Tipp, den ich gerne weitergebe: Der Besuch des Gospel-Gottesdienstes der Glide Church am Sonntagmorgen. Ein Kunstwerk ganz eigener Art aus Nächstenliebe, Marketing und Musikalität. Alles das ist unendlich interessanter als der bei Touristen obligate Besuch von Fisherman’s Wharf.

Auf dem Weg zu Pier 24.
Auf dem Weg zu Pier 24.

Der Fotografie-Interessierte sollte sich unbedingt erkundigen, ob gerade eine Ausstellung im Pier 24 läuft – dem noch relativ neuen Ort in SF, der sich ganz der Fotografie verschrieben hat. Ich hatte das Vergnügen, dort eine ausgezeichnete und wirklich umfangreiche Ausstellung zur Porträtfotografie zu sehen. Der Besuch ist kostenlos, man muss sich allerdings rechtzeitig vorher online anmelden und kann die Ausstellung dann innerhalb eines festgelegten zweistündigen Zeitrahmens ansehen. Die spektakuläre Aussicht der Büroräume auf die Bay Bridge gibt’s für Besucher allerdings nicht.

Apropos Aussicht: Mit ungefähr tausend Joggern und Radfahrern war ich an einem frühen Samstagmorgen auf der Golden Gate Bridge. Bei strahlendem Sonnenschein und mit Fernblick. Mit dem Bus oder auch zu Fuß von dort zu erreichen ist das vegetarische Restaurant Greens im Fort Mason – mit atemberaubender Aussicht auf die orangefarbene Brücke im Art-Deco-Stil. Unbedingt schon von Zuhause online einen Tisch reservieren.

Im Gespräch mit Beth Yarnelle Edwards (rechts) im Oakland Museum.
Im Gespräch mit Beth Yarnelle Edwards (rechts) im Oakland Museum.

Ein weiterer Höhepunkt war das Treffen mit der Fotografin Beth Yarnelle Edwards, die ich auf Fotofeinkost schon vorgestellt habe. Mit ihr konnte ich ihre Einzelausstellung im Oakland Museum besuchen und über ihre Fotografien sprechen. Eine Woche später traf ich sie noch einmal zur Ausstellungseröffnung von „Photo ID“ im Museum in Santa Cruz. Die Schau mit Fotokünstlern aus der Bay Area läuft noch bis 7. Juli. In der Surf City Santa Cruz war ich eine Woche lang, um mir einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen und mich fotografisch dem Zen des Surfens zu nähern. Dazu stand ich sogar schon bei Sonnenaufgang am Strand. Anschließend war dann beispielsweise noch Zeit, um die Redwoods im Hinterland zu erkunden, in denen Bananenschnecken leben, oder die Küste entlang zu fahren, um einen Blick auf das ehemalige Haus von Ansel Adams in Carmel zu werfen.

Der Besuch von Point Lobos erwies sich wirklich als ein Highlight. In diesem State Park mit fotogener Tier- und Pflanzenwelt gibt es zum Beispiel auch den „Weston Beach“, an dem Edward Weston etliche seiner berühmten Schwarzweiß-Fotografien schuf und der jeden Fine-Art-Fotografen in Entzückung versetzen wird. Dieser Artikel in der NY Times gibt weiteren Aufschluß. Es lohnt sich, für Point Lobos und den Ort Carmel mit seinem weißen Strand an karibikblaugrünem Meer wenigstens einen Tag und eine Speicherkarte zu reservieren. Die viel gepriese Landschaft Big Sur, durch die man in Richtung Los Angeles anschließend fährt, ist beeindruckend. Aber am Point Lobos hat man all das, was die Natur an der Küste in Nordkalifornien zu bieten hat, kompakt und erlebt es dadurch noch intensiver. Ansel Adams und Kollegen wußten schon, warum sie sich gerade hier niederließen!

Weston Beach am Point Lobos bei Carmel.
Weston Beach am Point Lobos bei Carmel.

Die Eindrücke aus Los Angeles folgen.