Ute Eskildsen zum Geburtstag

Als Ute Eskildsen 2012 in den so genannten Ruhestand ging, verschwand eine verlässliche und kompetente Konstante aus einer kulturellen Institution, die sie selbst zur wichtigen Größe in der Fotografie gemacht hatte. Das Museum Folkwang Essen steht in der heutigen Wahrnehmung der Kunstszene weltweit auch und in besonderer Weise für die Fotografie.

Verbundenheit mit dem legendären Otto Steinert

Ute Eskildsen begann ihre Laufbahn 1972 als Assistentin von Otto Steinert an der Folkwang Hochschule, nachdem sie dort zunächst selbst Ende der 1960er Fotografie studiert und später praktiziert hatte. Im George Eastman Haus in Rochester/USA – der damals führenden Institution im professionellen Umgang mit Fotografie – sammelte sie als Volontärin in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre wichtige Erfahrungen.

Fritz Kempe: Die junge Kuratorin Ute Eskildsen, 1980
Silbergelatine-Abzug. Neuerwerbung Museum Folkwang, Essen
© Nachlass Fritz Kempe, Hamburg

Diese sollten ihr Ende 1978 helfen, die nach Otto Steinerts Tod gegründete Fotografische Sammlung am Museum Folkwang als modellhafte Sammlung für Fotografie in Deutschland und Europa aufzubauen – modellhaft im Sinne der Erschließung, Sammlung und Vermittlung historischer und zeitgenössischer Fotografie.
Kuratoren wählen aus, ohne eine wertende Meinung zu pflegen, daher lässt sich auch Ute Eskildsens vielseitige Ausstellungstätigkeit nicht auf einen Stil, Geschmack oder eine Haltung reduzieren. Sie öffnet das modernistische Fotografie-Verständnis von Otto Steinert und seine spätere Ausrichtung auf den Bildjournalismus hin zu einer Fotografie der Autoren, die durch ihre Eigenwilligkeit ihrer Sichtweise überzeugten; etwa Robert Frank, dem sie unter anderem die Ausstellung „Hold Still – Keep Going“ widmete.

Einsatz für Fotografinnen

Mit der Rekonstruktion der legendären Stuttgarter Werkbund-Ausstellung „Film und Foto“ von 1929 gelang ihr 1979 der erste Paukenschlag, gefolgt von einer großen Retrospektive der Subjektiven Fotografie der 1950er Jahre als einer ersten globalen fotografischen Bewegung (1985) und der großen Schau „Fotografieren hieß Teilnehmen“ zu den Fotografinnen der Weimarer Republik (1993). Gerade der Beitrag von Fotografinnen zur Geschichte und Gegenwart des Mediums lag Ute Eskildsen – Kuratorin in einer von Männern dominierten Kunstwelt – besonders am Herzen. Neben den Pionierinnen des Mediums förderte sie auch zeitgenössische Vertreterinnen wie Susan Meiselas, Rineke Dijkstra, Helen Chadwik, Jo Spence, Hellen van Meene, Clare Strand und viele andere mehr.
Neben ihrer Sammel- und Ausstellungstätigkeit schuf sie zudem wichtige Strukturen, wie etwa 1982 das Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stipendium für Zeitgenössische deutsche Fotografie, das um 2000 mit einem weiteren Stipendium zur Förderung des Kuratoren-Nachwuchses auf dem Feld der Fotografie erweitert wurde.

Heute wird Ute Eskildsen 70 Jahre alt. fotofeinkost gratuliert.