Heute Morgen wurden die diesjährigen Gewinner des PUNKT-Preises bekannt gegeben: Andreas Meichsner erhält den Preis in der Kategorie Foto für seine Serie „Auf Herz und Nieren“. Mit dem Preis für Technikjournalismus und Technikfotografie PUNKT prämiert acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften seit 2005 herausragende Text- und Bildbeiträge. Die Sparten und das Stipendium sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet im Rahmen der acatech Festveranstaltung am 16. Oktober in Berlin statt.
Andreas Meichsner schreibt zu seiner Arbeit:
Die Fotoserie »Auf Herz und Nieren« zeigt technische Sicherheitskontrollen und Produkt-Prüfungen beim TÜV. Je nach Art und Anwendungsgebiet eines Produktes wird dieses in der Regel vor dessen Produktion oder Vertrieb anhand eines Prototypen von einem autorisierten Prüflabor auf die jeweils relevanten Sicherheitsaspekte oder die Einhaltung von Qualitätsanforderungen überprüft. Die für uns selbstverständliche Sicherheit und Gebrauchstauglichkeit dieser alltäglichen Produkte verdanken wir den gesetzlich in der DIN (Deutsche Industrie Norm) oder der EN (Europäische Norm) festgelegten Anforderungen sowie deren Überprüfung durch Prüflabore wie dem TÜV.
In der Regel sind den Konsumenten die umfassenden Prüfungen, denen ein Produkt ausgesetzt wird, bevor es das Qualitätssiegel »TÜV-geprüft« erhält, nicht bewusst. Sie verlassen sich einfach darauf, dass ein von ihnen erworbenes Produkt sicher ist, lange Zeit einwandfrei funktioniert und es ihnen auch bei eventueller ‚Fehlbenutzung‘ keinen Schaden zufügt. Die den Konsumenten damit verschaffte Unbeschwertheit bei der Verwendung von Produkten verleiht dem TÜV – neben seiner Funktion technische Prüfungen durchzuführen – auch eine wichtige soziokulturelle Rolle. Der TÜV agiert als eine Art ‚Vermittler‘ zwischen Produzenten und Konsumenten.
Die gewollt unverständliche und ausschnitthafte Darstellung der Prüfabläufe und die teilweise Wahl von – den eigentlichen Prüfungen vorgezogenen – so genannten ‚orientierenden Prüfungen‘ soll dazu beitragen, dem Betrachter weniger die konkreten Prüfungen erklärend darzustellen, als vielmehr Fragen zu generieren. Die dadurch hervorgerufene Irritation soll unbewusst seine Neugier an technischen Aspekten – auch beim eigentlich ‚Nicht-Technik-Interessierten‘ – wecken und ihm übergeordnet das allgemein hohe Sicherheitsbedürfnis in unserer Gesellschaft vergegenwärtigen.
Den Begriff ‚Sicherheit‘ auf einer neuen Ebene darstellend, knüpft die Serie »Auf Herz und Nieren« an die Arbeit »Alles in Ordnung« (Kehrer 2011, Silber beim Deutschen Fotobuchpreis 2012) an, die sich mit der Freizeitgestaltung während der Urlaubszeit beschäftigt und den Menschen im schmerzhaften Spannungsfeld seiner gegensätzlichen Bedürfnisse nach gleichzeitiger Freiheit und Sicherheit dokumentiert. Die den Touristen zur Verfügung stehende freie Zeit wird darin nicht als Freiheitsgewinn bestätigt sondern paradoxerweise auch als Herausforderung entlarvt.
Andreas Meichsner wurde als beispielhafter Fotokünstler für mein Buch „Fotografie mit Leidenschaft“ ausgewählt. Diese neue Arbeit zeigt sehr anschaulich, wie sich auch bei einem eher technischen Thema der soziale Aspekt integrieren lässt und dass sich diese Serie stilistisch sowie konzeptionell in das bisherige Gesamtwerk einfügt.