Erfolg: Besser spät als nie

Michael Hoppen Gallery

Das stellen sich viele Fotografierende vor: Man macht tolle Fotos und mit denen kommt man auf dem Kunstmarkt groß raus. Dass es selbst in den USA, wo Verkäufe deutlich leichter sind als hierzulande, oft einen langen Atem braucht, zeigt die Geschichte von Robert Bergman. Er war bereits 65 Jahre alt, als er im vergangenen Jahr seine ersten Museumsausstellungen hatte – gleich zwei und noch dazu in den renommiertesten Institutionen, der National Gallery of Art in Washington und dem P.S.1 in Queens, das zum Museum of Modern Art gehört. Bergmans Porträts entstanden bereits zwischen 1986 und 1995, sie erschienen unter dem Titel „A Kind of Rapture“ auch als Buch.

Michael Hoppen Gallery

Bergman machte tausende Fotos, für die er Leute auf der Straße ansprach, um am Ende einige wenige zu haben, die das ausdrückten, was er sich vorstellte. Man sieht den Fotos an, dass Bergman sich sehr intensiv mit Malerei befaßt hat, man sieht in den Fotos aber auch die ganze Person des Fotografen: seine Bildung, seine Wirkung auf die fremde Person, seine Konzentration und auch sein Außenseitertum, das ihm eine traditionelle Karriere als Fotograf unmöglich machte. Bergman wurde einmal in der Bronx von einem Mann, den er gerade fotografierte, gefragt, wo er herkomme. Bergman sagte „Minnesota“. Der Mann antwortete: „Und Sie kommen so weit her, nur um sich selbst zu sehen!“

Eine andere wunderbare Anekdote ist, dass der von Robert Frank inspirierte Fotograf lange Jahre schwarzweiß fotografierte und sich stets Gedanken um die Haltbarkeit der Prints machte. Da sich aber niemand für seine Arbeit interessierte, dachte er, sich um Haltbarkeit nicht scheren zu müssen und legte eines Tages eine Rolle Farbfilm in die Kamera – und konnte so sein Talent wirklich entfalten.

Die Michael Hoppen Gallery, 3 Jubilee Place, London SW3 3TD, bringt den Ausnahmekünstler Robert Bergman nach Europa. Die Ausstellung beginnt heute und dauert bis 27. November 2010. Wer sich für die Arbeit des Fotografen interessiert, dem sei der Artikel von Judith Dobrzynski empfohlen sowie Jörg Colbergs Verweise zu einem langen Interview.