Sie als Fotografin oder Fotograf tragen zu einem wesentlichen Teil dazu bei, uns die Welt zu erklären. Sie beeinflussen durch Ihre Arbeit unsere Vorstellung von Personen, Ereignissen oder auch von Waren.
Es gibt keine Gewissheiten mehr, wie wir sie kannten. Vieles von dem, was wir „immer“ für selbstverständlich hielten, ist es nicht mehr.
Wollte man die wichtigste Anforderung für die Zukunft in einen Begriff fassen, dann wäre das: Verantwortung übernehmen. Das gilt sicher nicht nur für Fotografen, aber für sie in einem besonders großen Umfang.
Nicht die digitale Mittelformatkamera macht FotografInnen stark, sondern ihre Kompetenz, ihre Haltung, ihre Ideen, ihr Engagement. Verantwortung in der kommerziellen Fotografie heißt, sein Spektrum zu erweitern, sich als Ansprechpartner für alle Fragen der visuellen Kommunikation – möglichst in einer fachlichen Nische – zu etablieren.
In meinem Buch „Fotopraxis mit Perspektive“ schreibe ich weiter: Verantwortung erzeugt einen anderen fotografischen Prozess als die beim Fotografieren sich so selbstverständlich ergebende Oberflächlichkeit. Sich verantwortlich zu fühlen führt, kurz gesagt, dazu, sich mit der Motivwelt auseinanderzusetzen und genau zu wissen, wen und was man fotografiert – und warum es wichtig und nicht bloß egoistisch ist, es zu tun. Es bedeutet auch, dass man kooperativ und nicht ausbeuterisch mit seinen menschlichen Motiven umgeht. Anhand von sehr unterschiedlichen Beispielen [im Buch] kann man erfahren, wie das funktionieren kann – selbst mit abgeschieden lebenden Volksstämmen. …. Je intensiver sich der Fotografierende einlässt, desto mehr wird das Bild für den Betrachter interessant.
Allein diese unterschiedlichen visuellen und konzeptionellen Herangehensweisen beim Fotografieren von Menschen zu vergleichen, soll anregen, die eigene Position zu bestimmen. Was entspricht dem eigenen Wesen am ehesten? Ist man mehr der sensible Forscher oder der sportliche Entdecker, der hinwendungsvolle Porträtist oder der kooperative Inszenierer?
Wo stehen Sie? Seien Sie sich bewusst, dass Sie mit Ihrer Arbeit Einfluss ausüben und Sichtweisen prägen. Ein großes Privileg.