Die Krise zum Überdenken der eigenen beruflichen Position zu nutzen, ist eine gute Maßnahme. Aber worauf sollen wir uns einstellen? Wir wissen nicht, wie es weltwirtschaftlich weitergehen wird. Ein besonders großes Interesse an der Frage, welche der möglichen Szenarien eintreten werden, hat die Werbewirtschaft. Sie beansprucht, den Trend vorzugeben. Sie erteilt den Unternehmen Ratschläge bezüglich deren Positionierung und Kommunikation. Und daher sind deren Überlegungen ein guter Indikator für Fotografinnen und Fotografen. Die als relevant erachteten Werte müssen schließlich ins Bild gesetzt werden.
Die Nachhaltigkeitsdebatte wird sich verstärken
„Viele Marken werden sich fragen müssen, ob die Werte, die sie verkörpern, noch mit den Wertevorstellungen ihrer Zielgruppen übereinstimmen“, sagt Daniel Graf von Syndicate Design in einem Artikel zum Thema.
Eine gute Nachricht für Fotografinnen und Fotografen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen möchten. Dieser thematische Bereich wird in Zukunft wohl noch wichtiger werden. Auch etablierte Marken werden sich diesen Bedürfnissen der Konsumenten anpassen: „Herstellungsländer von Produkten und lokale Geschäfte“ werden „für Konsumenten eine noch stärkere Rolle spielen.“
Das ist gut. Das lässt sich ablichten. Bei der Überarbeitung der eigenen Positionierung (Website) gleich mit berücksichtigen!
Authentisch mit handwerklichen Skills
Verantwortung, Solidarität und Empathie werden voraussichtlich ernster genommen. Authentizität wird eine noch größere Bedeutung gewinnen. Auch das ist im Prinzip gut für die Bildbranche – so lange es nicht zur Rechtfertigung genommen wird, nachlässig zu arbeiten. „Authentisch“ heißt nicht: Draufhalten und sich zusätzlich die Bildbearbeitung sparen, wie man das leider oft sieht. Wer für Unternehmen arbeitet, befindet sich in keiner Kampfzone und nimmt nicht bei World Press Photo teil. Da sollte man fein unterscheiden.
Farbenfroh und lebendig
Steht eine Welle des Hedonismus bevor? Logisch ist, dass gerade der am meisten betroffene Bereich, die Outdoor-Lebensfreude, den größten Nachholbedarf hat. Ausgehen, mit Freunden feiern und das Verreisen werden sehr vermisst. Das Zukunftsinstitut meint daher, laut Graf, „emotionale Werte wie Freundschaft, Gemeinschaft, Spaß oder Freiheit würden an Bedeutung gewinnen. Kreativität wird gefragt sein, um Zielgruppen zu begeistern und emotionalen Mehrwert zu bieten.“
Sie könnten nun auf die Idee kommen, Ihr Lifestyle-Material auf die Startseite zu laden. Sie sollen bitte nicht als Bildagentur auftreten. Stattdessen wäre es förderlich, sich selbst zu fragen, während Sie Ihr Bildmaterial durchgucken: Welche Zielgruppe möchte ich begeistern? Worin könnte der Mehrwert liegen, den ich liefere? Wenn Sie das für sich herausgefunden haben, können Sie es konkret anbieten.
Der Artikel von Daniel Graf endet mit dem Satz: „Nach der Krise werden Marken dazu gezwungen sein, lang bekannte strategische Maßnahmen wie Customer Centricity, Brand Purpose und CSR endlich effektiv umzusetzen.“
Selbst wenn Sie die Begriffe erst googeln müssen: Das mit den strategischen Maßnahmen ist gut für Sie. Das ergibt Aufträge. Und wenn Sie sich die Fachtermini nicht nur „draufschaffen“, sondern auch einen Plan haben, wie Ihre persönliche visuelle Umsetzung aussehen könnte, dann sehe ich beim Blick in die Glaskugel schöne Jobs und fette Einnahmen.