Sollten Sie aber. Sonst: Trend verpennt! Im Ernst: Die TV-Serie „Mad Men“ übt mit ihrem Retrolook einen enormen Einfluss auf die Kreativen aus. Die Mode wie auch beispielsweise die von Steven Meisel fotografierte Prada Fall 2010 Anzeigenkampagne orientiert sich stark an dieser Serie, die in der Werbebranche spielt.
„Mad Men“, das sind die in Werbeagenturen arbeitenden Herren der Madison Avenue in New York. Da wird in den holzgetäfelten Büros noch getrunken und geraucht als gäbe es kein Herz-Kreislauf-System. Frauen sehen durchweg sexy aus und werden als Menschen zweiter Klasse behandelt. Zu realisieren, wie dünn doch das Eis ist, auf dem wir uns heute gesellschaftlich bewegen, ist schon manchmal deprimierend. Mit anderen Worten: Das ist eher ein Sittengemälde der frühen Sechziger, denn typische TV-Unterhaltung. Das umwerfende Styling der Serie, die hervorragenden Darsteller und die brillanten Bilder (sehe die 2. Staffel auf Blu-ray aus GB, 4 Staffeln sind abgedreht) sowie die bei Serien selten anzutreffende Perfektion in den Dialogen und im Timing machen „Mad Men“ zu einem Sehgenuss. Meine Empfehlung für 2011 als Must-See für Fotografinnen und Fotografen.
Bleibt überdies zu hoffen, dass Kleidung dadurch wieder ein Thema wird. Wie sagte schon vor Jahren der Fotograf Walter Vogel zu mir, der nach wie vor seine Italien-Bilder aus den Sechzigern und Siebzigern vermarktet: „Heute kann man nicht mehr in den Espressobars fotografieren, die haben ja alle Jogginganzüge an.“ Casual ist bequem, fotogen ist es nicht. Jedem, der fotografiert, käme es also zugute, wenn „körperbetont“ sich wieder auf eine positive Hervorhebung der Figur bezieht und nicht auf nackte Speckrollen, die über einem zu tiefen Hosenbund hängen.
Was mich zum Internet in der Hosentasche bringt. Ich vermute einmal, dass die im kommenden Jahr einsetzende Verbilligung der Bauteile für Android-Smartphones den Überalldabei-Internetzugang für jeden gängig, weil erschwinglich macht. Wird das weiter Druck auf Fotografen ausüben, sich in Richtung bewegtes Bild zu orientieren? Ich denke schon, aber lassen wir uns überraschen. Es kann jedenfalls nicht schaden, sich von filmischen Sets und Szenen inspirieren zu lassen.
Einen schönen Januar, spannende Aufträge, tolle Motive und überhaupt ein wunderbares Jahr 2011!