Fortsetzung des vorherigen Beitrags.
7. Einzelbilder? Serien?
Fassen Sie Einzelbilder für eine Fotoausstellung in Gruppen zusammen. Geben Sie diesen sinnvolle, aussagekräftige Namen, vor allem wenn Sie diese auf Ihrer Website veröffentlichen. Das erhöht die Chance Ihrer Werke, via Google gefunden zu werden. Legen Sie Wert darauf, dass jedes Bild für sich gesehen wird, dann präsentieren Sie diese auch entsprechend in je individueller Größe und Rahmung. Den Charakter der Serie betonen Sie durch gleiche Rahmungen.
8. Niemand will Urlaubsfotos sehen!
Sie wissen es, ich weiß es: Die meisten Fotos werden auf Reisen aufgenommen. Das ist nur dann kein Problem, wenn es ein durchgängiges, interessantes Thema als Klammer gibt. Fehlt dieses, wie meist bei Hobbyfotografen, dann sollte zumindest die Bezeichnung der Serie keinen Rückschluss darauf zulassen, dass die Bilder quasi hobbymäßig entstanden sind. Vermeiden Sie also „Kuba | Island | Namibia“. Konzentrieren Sie sich auf Inhalte statt auf Beiläufiges.
9. Lustig geht gar nicht
Wichtig: Vermeiden Sie interpretierende Bildunterschriften. Ob jemand in einer Gesteinsformation ein Gesicht oder einen Elefanten erkennen möchte, sollte ihm überlassen bleiben. Auch Humor hat in Bildunterschriften nichts verloren. Was der eine lustig findet, veranlasst den anderen, die Augen zu rollen.
10. Konzept statt Klischee
Das Beste wäre, Sie arbeiten von vorne herein mit einem Konzept! So gelingt es nebenbei, visuelle Klischees zu vermeiden. Um nach Abschluss der Arbeit mit dieser in Erscheinung treten zu können, müssen Sie erläutern können, was Sie mit welcher Absicht umgesetzt haben. Nachträglich Bedeutung in etwas hineinzulegen, wo keine gedacht war, führt immer zu schrecklicher Hirnakrobatik; zu Texten, die kein Mensch lesen möchte. Merke: Wo keine Intention war, kann man keine schlüssige hineindichten. Der Galerist aber braucht die Motivationsgeschichte des Autors, um die Bilder verkaufen zu können. Sie brauchen das Grundkonzept, um eine Pressemitteilung für Ihr Buch oder die Ausstellung schreiben (lassen) zu können.
11. Liefern Sie eine gute Story über sich!
Die Geschichte, die Sie über sich selbst erzählen müssen, sollte knapp, aber interessant sein. Und auf keinen Fall sollten Kameramarken darin vorkommen! Meine Story ist beispielsweise, dass ich mich schon in der Oberstufe bei der Schülerzeitung nicht zwischen Schreiben und Fotografieren entscheiden konnte, sondern beides gleich spannend fand. Später, parallel zum Studium, entschied ich mich für den Kompromiss, über Fotografie zu schreiben. Kurz und knapp. Beachten Sie, dass ich dabei weder sage, was ich studiert habe, noch womit ich mein Geld verdiene. Das heißt: Sie müssen gar nicht preisgeben, was genau Sie tun. Sie können von Ihrem gegebenenfalls unkünstlerischen Brotberuf sogar ablenken. Durch eine knappe, geschickte Story vermeiden Sie die Nachfrage.
Je mehr Energie Sie in eine Fotoausstellung stecken, desto mehr Anerkennung kommt dabei raus
12. Aufwand lohnt!
Zu den wichtigen Beobachtungen, die ich als weisen Rat weitergeben kann, gehört vor allem jene: Aufwand lohnt! Je aufwendiger Ihr Fotoprojekt angelegt ist, desto größer ist Ihre Chance, dafür und damit wahrgenommen zu werden. Das heißt umgekehrt: Die Chance, für Fotos, die man konzeptlos auf Reisen aufgenommen hat, von Bildprofis gelobt zu werden, liegt bei Nullkommanull. Haben Sie Spaß an Ihren Island-, Namibia- oder Venedigfotos, aber ersparen Sie sich den Frust, dafür außerhalb des Amateur-Workshop-Zirkels Anerkennung zu bekommen.
Wenn Sie ernstlich auf den Kunstmarkt wollen, dann inszenieren Sie, arrangieren Sie, machen Sie das Unmögliche zum Bild. Am besten derzeit auch noch in 3D beziehungsweise haptisch-plastisch oder im Retro-Trend. Schauen Sie sich im Frühjahr auf der PhotoLondon um, im Herbst auf der Unseen in Amsterdam oder auf der ParisPhoto. Sie werden über Vieles, das Sie sehen, den Kopf schütteln – vor allem über die Preise. Vergleichen Sie nie, was Sie produzieren, mit den etablierten Klassikern. Schauen Sie sich an, was Ihre Zeitgenossen ausstellen. Fragen Sie den Galeristen nach dem Fotografen und hören Sie gut zu, was er erläutert. Nutzen Sie diese Erfahrung für sich!
Mehr über Fotokunst und den Kunstmarkt finden Sie in meinem Buch „Fotografie mit Leidenschaft“.