Tipps für Ihre erste Ausstellung

Ein Ladenbesitzer in Ihrem Ort oder eine öffentliche Einrichtung hat Ihnen angeboten, Ihre fotografischen Arbeiten zu zeigen. Da können Sie natürlich nicht „Nein“ sagen; obwohl es riskant sein kann, mit seinen Erstlingswerken an die Öffentlichkeit zu gehen. Womöglich befassen Sie sich jedoch schon lange mit der Fotografie und suchen jetzt Anerkennung auf dem Ausstellungssektor – gar auf dem „Kunstmarkt“. Aus Erfahrung kann ich sagen: Je kürzer man fotografiert oder sich mit dem Gedanken an Öffentlichkeit befasst, desto blauäugiger ist man. Wie Sie bestimmt wissen, hat man jedoch nur eine Chance auf einen guten ersten Eindruck. Das ist besonders für jene zu bedenken, die sich beruflich anderweitig bereits einen Namen gemacht haben. Sie sollten berücksichtigen, dass es professionelle Maßstäbe nicht nur im eigenen Berufsfeld gibt, sondern auch im Bereich Kunst und Kultur.

Eine Ausstellung kann auch im Freien stattfinden – hier in Innsbruck.

Ein erster wichtiger Rat vorab wäre, sich niemals mit drei, vier, fünf Erfolgreichen zu vergleichen. Die „Big Names“, von denen man mal gehört oder gelesen hat, befinden sich quasi in einem Paralleluniversum. Seien Sie realistisch und freuen Sie sich über jede Form von Anerkennung. Egal wo Ihre erste Ausstellung stattfinden wird, Sie treten damit ins Licht der Öffentlichkeit und sollten vorab folgende potenzielle Fettnäpfchen beseitigen. Das gilt natürlich auch, bevor Sie zu einer Portfolio-Review auf einem der vielen Festivals aufbrechen.

Erste Ausstellung oder Portfolio-Review: So erhöhen Sie Ihre Chancen beim Fachpublikum

1. Hände weg von Kreativ-Domains
Vermeiden Sie kreative Begriffsfindungen für eine Fotografen-Website. Einprägsame Begriffskombinationen (wie bei mir „fotofeinkost“) funktionieren bei Blogs, aber nicht für eine Website, auf der Sie „Werke“ präsentieren. Die erste Wahl ist stets, den eigenen Namen zu verwenden; ganz schlicht mit einem Bindestrich in zwischen Vor- und Zunamen. Achten Sie bitte auch darauf, dass die Domain nicht nach Fotogeschäft klingt: Bei „Photo-Mueller“ denkt man an Passfotos, nicht an Ausstellungen.

2. Ist es Kunst?
Verzichten Sie auf Begriffe wie „Kunst“ oder „Kunstwerk“. Warum? Weil es gerade für einen Anfänger anmaßend wirkt, sich selbst so zu etikettieren. Das Urteil, ob es als Kunst gesehen wird, sollte man stets anderen überlassen. Von jemandem, der sich selbst als „Künstler“ bezeichnet, nimmt man meist an, er sei Hobbykünstler. Auch „Art“ heißt „Kunst“, „Fine Art“ gar „Bildende Kunst“, also eigentlich die klassischen Bereiche wie Malerei und Bildhauerei. Der Begriff „Fine Art Fotografie“ ist als Genre verbreitet. Man sollte ihn daher nur verwenden, wenn man genau dieses Genre bedient.

3. Zitate gehören ins Poesiealbum
Benutzen Sie auf Ihrer Webseite keine Zitate, ob von Hermann Hesse oder Richard Avedon spielt keine Rolle. Das ist eine Verlegenheitslösung. Und so sieht es auch aus. Überlegen Sie sich selbst einen klugen Satz zu Ihrer Arbeit. Das interessiert dann auch den Leser. Der Besucher Ihrer Website möchte nämlich etwas über Sie erfahren.

4. Technik ist nicht gleich Stil
Geben Sie nie öffentlich an, mit welcher Kamera oder mit welchem Drucker Sie arbeiten. Weil Maler auch nicht den Hersteller ihrer Farbe angeben? Nein, weil es darum geht, was Sie machen und was Sie sich dabei gedacht haben. Und nicht darum, welche Technik zur Anwendung kam. Gerade bei der Fine-Art-Fotografie bewegen Sie sich zwischen Skylla und Charybdis, also zwischen der Imitation malerischer Effekte auf der einen Seite und der reinen Technikanwendung als Stilmittel auf der anderen.

Ausstellung in einem Fotobuchladen: Serie der berühmten Fotografin Cristina de Middel bei La Fabrica, Madrid

Gewußt wie: Bilder signieren

5. Signieren Sie diskret
Sie können gerne Ihre Bilder signieren. Profis signieren meist auf der Rückseite – oft mit Bleistift. Und zwar dort, wo auf der Frontseite ein weißer Rand gelassen wurde, der hinterher unter dem Passepartout verschwindet. Es ist nämlich nie ganz ausschließen, dass sich die Schrift durchdrückt. Das möchte man natürlich nicht im Motiv haben. Zur Signatur gehört außer der Unterschrift auch der Bildtitel beziehungsweise die Serie und ein Datum.

6. Eine Auflage bestimmen
In der Signatur oder überhaupt irgendwo eine Auflage anzugeben, wenn man noch nie ein Bild verkauft hat, ist unnötig. Wird man hingegen von einem Galeristen gefragt, ist wichtig, eine Auflage anzugeben und dann auch einzuhalten. Üblich ist derzeit bei renommierten Fotokünstlern eine Auflage von 5 Exemplaren. Das sollte dem Laien noch einmal klar machen, wie limitiert die Absatzchancen generell sind.

Fortsetzung folgt am 30. März 2017

6 Antworten

  1. Vielen Dank für die interessanten und hilfreichen Tipps, Anregungen und Gedanken rund um die erste Ausstellung. Wie überaus passend.

  2. Auch ich danke für den interessanten Artikel. Da die Hinweise zusätzlich zu einer tatsächlichen Ausstellung auch in Richtung Repräsentation im Internet gehen, möchte ich noch den Begriff „Schlechte Nachbarschaft“ einwerfen. Wenn also der eigene Name, die eigene „Marke“, auf einer der vielen „Fotohobbyseiten“ bzw. im entsprechenden Kontext („Meine Kameraausstattung“) auftaucht. Dies kann nach einer Google-Recherche, und dies tun die Leute, schnell peinlich werden.

  3. „unsere“ Dr.M.M. hat wieder ein Thema aufgelegt, das überaus hilfreich ist., seinen eigenen Weg zu Foto Kunst zu finden. Sich selbst zurücknehmen und pur bleiben. Danke für diesen Beitrag.