Serhiy Voloshyn: Verbindung

Vor einigen Tagen erhielt ich eine Email, die so endete: „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, worum genau ich Sie bitte.“ Ich sah mir die beigefügten Straßenporträts an, die teilweise ungewöhnlich intensiv waren, was mich spontan begeisterte. Serhiy Voloshyn ist als Fotograf ein Rohdiamant. Er ist noch ungeübt in der Bildauswahl, aber er hat, was entscheidend ist, ein Gefühl für Themen und Menschen. Das lässt ihn viele Anfängerfehler gar nicht erst machen. Zum Beispiel den, die Technik überzubewerten oder sich an einer amateurigen Ästhetik zu orientieren, die wiederum auf oftmals hilflose Weise die kommerzielle Fotografie imitiert.

Ich bin auf Ihre Internetseite übrigens schon vor vier Jahren gestoßen und sie war für mich eine große Hilfe, um anzufangen. Alleine die zehn Photographen, die sie aufgeführt haben, die man als erstes kennen lernen sollte, sind eine geniale Hilfe. Dann die Ratschläge in Konzepten, Projekten zu arbeiten, nicht ins Ausland oder zu exotischen Orten auf der Suche nach schönen Fotos zu gehen, sondern in eigener Umgebung zu arbeiten und viele andere sind Gold wert. Ich danke Ihnen dafür herzlich.


verbindung

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Serhiy Voloshyn ist 32 Jahre alt, verheiratet und Vater einer kleinen Tochter. Seit anderthalb Jahren lebt er mit seiner Familie in Berlin. Er kam vor zehn Jahren als Au Pair aus der Ukraine nach Deutschland und studierte hier Soziologie. Das hier vorgestellte Fotoprojekt ist noch neu und normalerweise sieht man solche Arbeiten erst, wenn sie fertig sind. Gerade ein „Work in Progress“ ist sehr interessant. Man erkennt zum Beispiel, dass es nicht so einfach ist, sich bei diesem Thema zwischen Schwarzweiß und Farbe zu entscheiden. Die schwarzweißen Motive betonen mehr die Tradition, die farbigen wirken aktueller. Klugerweise hat sich Serhiy die studentische Verbindung zum Gegenstand genommen, in der er selbst aktiv ist.

Ich dachte, es könnte was Interessantes werden, wenn ich versuche, auf eine interpretative Weise die innere Welt eines Verbindungsstudenten zu photographieren und gleichzeitig meine eigene Erfahrung auf den Film mitzuprojizieren. Ich möchte auf verschiedene Ebenen vordringen, wie Sensibilität, Fetisch, Fechten, Freundschaft, in einer Studentenverbindung. Der Auslöser dafür war ein extrem verzerrtes, pauschales und einseitiges medial vermitteltes Bild eines Verbindungsstudenten.

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Die Fotos haben alle einen leicht melancholischen, sehnsüchtigen Unterton – und das liegt nicht an der von mir getroffenen Auswahl. Man merkt jedem einzelnen Foto an wie ernst es dem Fotografen ist. Hier passt der Ausdruck vom „Herzblut“, das jemand investiert:

Photographie ist eine Sucht, ich kann nicht ohne. Ich schmunzele immer, wenn jemand sagt, das sei ein tolles Hobby.