Der unschlagbare Vorteil des selbstangefertigten Fine Art Prints liegt schlicht in der unmittelbaren Verfügbarkeit. Vor allem seit es für das heimische Druckvergnügen Papiere mit barytierten Oberflächen gibt, trauert man der Arbeit in der Dunkelkammer nicht mehr nach. Für Fotografierende, die sich am malerischen Effekt erfreuen, ist der Tintenstrahldruck auf besonderen, oft strukturierten Papieroberflächen attraktiv. Überhaupt gibt es ja viele, die Fotografien umso mehr schätzen, je mehr sie nach Gemälde oder Grafik aussehen. Sie fühlen sich durch Arbeiten auf Fotoleinen angesprochen, das für andere wiederum ein absolutes No-no ist. Klar, dass bei einer groben Struktur des Untergrunds Details und Feinheiten verloren gehen.
Wer auf feinste Farbabstufungen Wert legt, ist mit einem ausbelichteten Print nach wie vor am besten bedient. Den muss man bestellen und das sollte man ausschließlich bei einem Fachlabor tun. Warum? In jedem „normalen“ Fotolabor durchlaufen die Daten einen Optimierungsprozeß, weil die Mehrzahl der Aufträge von Amateuren kommen. Um das Bildergebnis vorhersehen zu können, ist es erforderlich, sich die entsprechenden ICC-Profile zu laden und ein Soft Proof herzustellen. Ganz vorzüglich funktionierte dies bei The Printspace, einem in England beheimateten Fachlabor, bei dem ich drei Prints auf Aludibond anfertigen ließ. Gegründet wurde The Printspace 2007 von Stuart Waplington, dem Bruder des Fotografen Nick Waplington, der Ende der Achtziger Chaos und Perspektivlosigkeit von zwei Familien dokumentierte („Living Room“ erschien 1991 bei Aperture).
Einen ähnlich spektakulären künstlerischen Erfolg bekommt man nicht mitgeliefert, wohl aber extrem gut verpackte Bilder.
Zwei der aufgezogenen Motive habe ich mit einer glänzenden, eines mit einer matten Folie zusätzlich kaschieren lassen. Das ist natürlich zwiespältig. Einerseits ist etwas mit dem Fotoabzug fest verklebt, aber das ist bei einer Acrylversiegelung schließlich auch der Fall, andererseits ist das Bild so besser gegen mechanische Schäden und UV-Licht geschützt. In beiden Fällen bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden, da die Folie als solche gar nicht auffällt. Wirklich beeindruckend finde ich die massive Schiene auf der Rückseite der Aludibondplatte. Ein Verziehen des Bildträgers sollte damit tatsächlich ausgeschlossen sein.
Was mir an The Printspace im Unterschied zu anderen größeren Anbietern gefällt, ist die Kundenfreundlichkeit und die Website mit den Erläuterungen per Video. Nicht optimal finde ich, dass die Bilder hinterher bis zu 1 cm kürzer sind als bestellt. Das müsste man produktionstechnisch verbessern. Wenn die Bilder nebeneinander hängen, fallen solche Größenschwankungen auf. Als ich die vielen Verpackungsschichten entfernt hatte, war mein erster Gedanke: Hättest du ruhig noch größer bestellen können! Ich hatte bei der Vorbereitung der Daten diese auf das Format 40 x 60 cm hochgerechnet und mich dabei eines wunderbaren Scripts von Roberto Cassavecchia bedient. Man muss nicht auf gut Glück ein größeres und entsprechend teures Format bestellen. Praktischerweise bietet The Printspace die Möglichkeit an, für wenig Geld Probestreifen anfertigen zu lassen. Auf diese Weise kann man auch unterschiedliche Papiere ausprobieren. Das ist ja dann schon fast wie früher in der Dunkelkammer!
Hinweis: Am 28. und 29. Oktober 2011 hält Hermann Will, Verleger des Magazins Fine Art Printer, bei mir im Haus erneut einen Einstiegsworkshop ins Fine Art Printing ab. Es sind noch Plätze frei! Übrigens: Super Geschenkidee.
3 Antworten
Vom Anbieter Whitewall bekomme ich die Bilder ähnlich gut verpackt, was manchmal schon auch etwas nervig ist, wenn die Kartons bis zu 3 x größer als das gelieferte Bild sind und schließlich entsorgt werden müssen.
VG Christoph
Also max. 76cm Breite beim Ausbelichten (printspace)…naja. Das kann wahrscheinlich jedes örtliche Fachlabor größer und die Qualität, die immer auch immer viel mit Subjektivität zu tun hat dürfte auch besser sein.
Dass ausbelichtete Bilder feinere Farbabstufungen darstellen können, mag theoretisch stimmen, aber unser Auge kann ohnehin nicht mehr als Helligkeitswerte mit 8Bit unterscheiden, so dass die fehlenden Abstufungen sich eigentlich nicht bemerkbar machen dürften. Mir fehlen bei den Ausbelichtungen meistes eher die Leuchtkraft der Farben. Das größere Problem ist die Haltbarkeit, die bei konventionell ausbelichteten Fotos erheblich besser ist und die robuste Oberfläche – und dass man keinen teuren Drucker anschaffen muss.