Auszug aus Kapitel VI, A Living Man Declared Dead and Other Chapters
51. Nr. 326, 27. Mai 2009. Inglewood, Queensland, Australien.
52. Nr. 327, 27. Mai 2009. Inglewood, Queensland, Australien.
„24 europäische Kaninchen wurden 1859 in Australien auf einem Anwesen in Victoria zu Jagdzwecken ausgesetzt. Innerhalb von hundert Jahren war die Kaninchen-Population exponentiell auf eine halbe Milliarde angewachsen. In Australien haben europäische Kaninchen keine natürlichen Feinde. Sie konkurrieren mit den einheimischen wildlebenden Tieren, nehmen das Land in Mitleidenschaft und beschädigen die Flora.“
Vom 22. September 2011 bis 1. Januar 2012 präsentiert die Neue Nationalgalerie Berlin die Ausstellung „Taryn Simon. A Living Man Declared Dead and Other Chapters”.
(Nachfolgend der Pressetext. Ich empfehle zusätzlich den Artikel zur Ausstellung im Schweizer Tagesanzeiger.) A Living Man Declared Dead and Other Chapters wurde über einen Zeitraum von vier Jahren realisiert. Die Künstlerin Taryn Simon reiste von 2008 bis 2011 durch die Welt, um einzelne Blutlinien und die mit ihnen verbundenen Beziehungen zu recherchieren und aufzuzeichnen. In jedem der achtzehn Kapitel der Arbeit kollidieren äußere Einflussfaktoren wie territoriale Ansprüche, politische Machtstrukturen, gesellschaftliche Lebensumstände und religiöse Vorstellungen mit psychischen und physischen Faktoren. Die von Simon dokumentierten Personen sind unter anderem verfeindete brasilianische Familien, Opfer des Völkermords in Bosnien, das Körperdouble von Saddam Husseins Sohn Uday oder die „lebenden Toten“ in Indien.
Simons ebenso schlüssige wie in ihrer Auswahl intuitive Sammlung bildet die Zusammenhänge von Zufall, Blutsverwandschaft und anderen schicksalshaften Umständen ab.
Jede Arbeit in A Living Man Declared Dead and Other Chapters besteht aus drei Teilen. Auf der linken Seite befinden sich jeweils eine oder mehrere große Porträttafeln. Diese ordnen Personen, die in direkter Blutsverwandschaft stehen, systematisch an. Die Porträtreihen sind so aufgebaut, dass sie die Vorfahren und Nachkommen einer einzigen Person umfassen. Den Porträts folgt eine zentrale Texttafel, auf der die Künstlerin zu jedem Kapitel einen Text notiert und hierzu weitere Details versammelt. Auf der rechten Seite befinden sich Simons sogenannte „Fußnoten-Bilder“, die weitere Fragmente zu den Kapiteln dokumentieren und diese durch zusätzliche fotografische Belege ergänzen. Fehlende Porträts stehen für lebende Angehörige einer Blutlinie, die nicht fotografiert werden konnten. Die Ursachen für das Fehlen dieser Personen werden auf den Texttafeln erläutert. Hierzu gehören beispielsweise Haftstrafen, Militärdienst, Infektionen durch das Dengue-Virus und religiöse oder soziale Gründe, aufgrund derer Frauen nicht fotografiert werden durften.
Taryn Simons Arbeit untersucht mögliche Codes und Strukturen, in den von ihr dokumentierten Erzählungen, um sie als Variationen (Interpretationen, Transformationen, Adaptionen) archetypischer Abläufe von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erkennbar zu machen. Im Gegensatz zur systematischen Ordnung einer Blutlinie bringen die zentralen Themen des Werkes wie Gewalt, Widerstand, Korruption und Überleben den sehr strukturierten Aufbau der Arbeit in Unordnung. A Living Man Declared Dead and Other Chapters lenkt die Aufmerksamkeit auf einen Vorstellungsraum zwischen Text und Bild, Anwesenheit und Abwesenheit sowie zwischen Ordnung und Unordnung.
Die Biografie der Fotografin
Taryn Simon wurde 1975 in New York geboren. Ihre aktuellste Arbeit, A Living Man Declared Dead and Other Chapters, wird in der Tate Modern, London, der Neuen Nationalgalerie, Berlin, und dem Museum of Modern Art, New York ausgestellt. Über einen Zeitraum von vier Jahren dokumentierte Simon 18 generationenübergreifende Geschichten in Form einer aufwendigen Zusammenstellung von Bild und Text. In jedem „Kapitel“ kollidieren äußere Einflussfaktoren wie territoriale Ansprüche, politische Machtstrukturen, gesellschaftliche Lebensumstände und religiöse Vorstellungen mit psychischen und physischen Faktoren. Simons ebenso schlüssige wie in ihrer Auswahl intuitive Sammlung bildet die Zusammenhänge von Zufall, Blutsverwandtschaft und anderen schicksalhaften Umständen ab. Ihre vorhergehende Arbeit Contraband (2010) ist ein 1.075 Bilder umfassendes Archiv globaler Sehnsüchte und gefühlter Bedrohungen, das Gegenstände präsentiert, die von einreisenden Passagieren und Postsendungen in die USA in Gewahrsam genommen oder beschlagnahmt wurden. An American Index of the Hidden and Unfamiliar (2007) thematisiert Gegenstände, Orte und Räume, die für die Gründung Amerikas, seine Mythologie und sein alltägliches Funktionieren eine zentrale Rolle spielen und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind oder ihr unbekannt waren. Diese ungesehenen Motive reichen von radioaktiven Kapseln in einem Atommülllager bis hin zu einem Schwarzbären im Winterschlaf und der Kunstsammlung der CIA. The Innocents (2003) dokumentiert Fälle von Fehlurteilen in den USA und stellt die Rolle der Fotografie als glaubwürdiges und unfehlbares Beweismittel für die Justiz infrage.
Simons Fotografien und Texte waren bereits in monographischen Ausstellungen in Institutionen wie der Tate Modern, London (2011), Neuen Nationalgalerie, Berlin (2011), Whitney Museum of American Art, New York (2007), Museum für Moderne Kunst, Frankfurt (2008), Kunst-Werke Institute for Contemporary Art, Berlin (2004) und dem P.S.1 Contemporary Art Center, New York (2003). Ihre Werke sind außerdem in den ständigen Sammlungen von Metropolitan Museum of Art, Tate Modern, Whitney Museum, Centre Pompidou und dem Los
Angeles Museum of Contemporary Art vertreten. 2011 waren ihre Arbeiten bei der 54. Biennale in Venedig zu sehen. Ihre Arbeiten wurden auch im The New York Times Magazine und auf Ted.com, CNN, BBC und Frontline veröffentlicht.
Simon hat an der Brown University studiert und ein Guggenheim Fellowship wahrgenommen, sie war visiting artist in Yale, Columbia, am Bard College, der School of Visual Arts und der Parsons School of Design. Sie hat mehrere Bücher über ihr fotografisches und geschriebenes Werk produziert, darunter Contraband und An American Index of the Hidden and Unfamiliar, beide von Steidl veröffentlicht, sowie The Innocents, veröffentlicht von Umbrage und A Living Man Declared Dead and Other Chapters, veröffentlicht von Mack Books und der Neuen Nationalgalerie, Berlin.
Eine Antwort
Ich mag die Contrabande serie auf ihrer webseite sehr aber ich mag Boris Beckers serie Fakes eigentlich noch mehr.
Grüsse, Ed.
Na ja, wie du in deinen buch schon sagst, man mus sich mit das werk beruhmte fotografen auseinander setzen. Für mich ist Boris nun mahl einer dieser fotografen und ich habe mich getrue deinem motto damit auseinander gesetzt.