Fragen zum Fotobuch

P1080439-2In jeder seiner Ausgaben befragt das Magazin Profifoto Fachleute zu einem aktuellen Thema. In der Ausgabe 11/2013 ging es um Konzept, Gestaltung und Vermarktung des Fotobuchs. Zwischen Wolfgang Zurborn und Dieter Neubert erschienen meine Antworten, die ich im Folgenden hier wiedergebe.

Irgendwie ist ja alles schon mal fotografiert worden. Gilt gleiches auch für Fotobücher? Gibt es noch Konzepte oder Themen, die bisher weitgehend unveröffentlicht sind oder andersherum gefragt: Welche Themen gibt er bereits zuhauf?

Als Reviewer auf dem Fotofestival Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg bekam ich den Eindruck, dass an den Hochschulen sowohl gestalterisch als auch inhaltlich Bücher auf einem hohen Niveau konzipiert und als Unikat umgesetzt werden. Allerdings fiel mir auch der Trend auf, Alec Soth Buch „Sleeping by the Mississippi“ als Vorlage zu verwenden. Diese Fotos entlang innereuropäischer Grenzen beispielsweise wirken meist beliebig und wenig aufschlussreich. Wenn so viel Energie und Zeit in ein Projekt gesteckt wird, das wenig individuell ist und somit kaum Aussicht hat, Aufmerksamkeit zu bekommen, ist das schon bitter.
Bei den Amateuren werden die beliebten Motive (alles, was sich nicht wehren kann, wie vor sich hin rostende Fabrikanlagen oder verlassene Häuser) zwischen Buchdeckel geklemmt. Das ist toll und man darf gerne darauf stolz sein, sollte es aber nicht unbedingt im Kunstkontext präsentieren.

Eine Aneinanderreihung von Fotos macht noch kein Fotobuch. Was also macht ein Konzept erfolgreich? Welche Fehler gilt es bei Gestaltung zu vermeiden?

Erfolgreich in welchem Sinne? Es gibt ja nur wenige Buchkonzepte, die aus sich heraus kommerziell erfolgreich werden. Meist sind flankierende Maßnahmen wie Ausstellungen und Presseberichte nötig. Es sei denn, es sind Katzenfotos.
Erfolgreich im künstlerischen Sinne finde ich ein Konzept, bei dem eine fremde Welt erforscht und mittels Fotografien sich dem Betrachter erschließt. Ich sah solche Arbeiten über Menschen in der Psychiatrie oder solche mit Epilepsie. Es könnte aber auch gerne ein Thema jenseits von Alter und Krankheit sein. Warum traut sich niemand, seine Familie (Mitstudenten, Nachbarn) zum Thema zu nehmen und daraus ein künstlerisches Buchprojekt zu gestalten?
Welche Fehler es zu vermeiden gilt? Buchgestaltung ist eine Kunst. Man sollte sich damit befassen. Im Zweifel nur ein Foto pro Seite platzieren sowie: Hände weg von Comic Sans!

Das Konzept steht, das Design hat seine Form gefunden doch wie wird das Werk nun über die eignen vier Wände hinaus bekannt? Wie kann eine Finanzierung sicher gestellt werden? Welche Möglichkeiten zur Publikation stehen dem Kreativen offen?

Das Publizieren von Bildbänden in Buchverlagen gilt für viele noch als Ideal. Die Wirkung auf den eigenen Ruhm wird gern überschätzt, die Kosten unterschätzt und besonders zeitgemäß ist es eigentlich auch nicht. Man kann sein Werk digital publizieren, z. B. auf Plattformen wie Issuu.com oder auch bei Blurb digital sowie im Digitaldruck, je nach Bedarf. Ein Buch bekannt zu machen, erfordert sehr viel Öffentlichkeitsarbeit. Die zu leisten wird man als Fotograf auch dann nicht umhin kommen, wenn es in einem Verlag erscheint.

Eine Antwort

  1. Liebe Frau Dr. Mettner,
    an dieser Stelle einen herzlichen Dank für das Teilen Ihres Wissens. Sowohl hier als auch in Ihren beiden Büchern. Letztere sind ein Quell und hin und wieder Ernüchterung zugleich. Das lief an der Ehrlich- und Deutlichkeit, mit welcher Sie die Fakten benennen.
    Beste Gruesse
    Jens Küpper