Reiseblog, 30. Dezember 2014: Ankunft in Kambodscha
Kaum ist man auf Reisen, verliert man das Gefühl für Ort und Zeit. Dies trifft umso mehr zu, wenn man aus dem verschneiten Taunus nach Indochina fliegt – was exotisch und ein wenig nach „Tim und Struppi“-Abenteuer klingt. Diese Zeit- und Ortlosigkeit brachte die Aufschrift auf der Glasfassade des Hotels in Phnom Penh schön auf den Punkt: „We are expecting a White Christmas“. Drinnen Christbaumdeko und draußen etwa 35 Grad. Mit Blick auf einen Markt, auf dem ganz frische halbtote Tiere verkauft werden. Gleich am ersten Tag, nach einer fehlenden Nacht, ging es ins Nationalmuseum. Ein durchwehter Ort mit Khmer-Skulpturen, vielen Schulklassen und ältlichen Vitrinen.
Danach fuhren wir zum „White Building“, einer großen, vom berühmten kambodschanischen Architekten Vann Molyvann entworfenen Anlage kleiner Wohnungen, die früher von Künstlern bewohnt wurden, aber inzwischen verslumt sind. Wir waren drin sowie auf dem Dach und trafen dort einen jungen einheimischen Künstler, der mit aufwändigen Rekonstruktionen der Nutzung um den Erhalt des Gebäudes kämpft. Man ahnt die Vergeblichkeit, da es sich um ein wertvolles Grundstück handelt und das Gebäude sicherlich innerhalb diesen oder des nächsten Jahres abgerissen werden wird.
Schließlich sind wir – im Moment zumindest – nicht zum Spaß in Kambodscha, sondern in Sachen „Modern Khmer Architecture“. Vorneweg Ekkehart Keintzel aus Berlin, der schon zum dritten Mal hier ist, um die in den fünfziger und sechziger Jahren gebauten Häuser zu fotografieren.
Am folgenden Vormittag waren wir schon im Morgengrauen unterwegs zum von Vann Molyvann entworfenen Stadion, wo bei Sonnenaufgang verschiedene Sportgruppen bei lauter Musik aktiv sind. Tai Chi, Qi Gong neben den riesigen Musikboxen der Aerobicgruppen. Allein, um das zu erleben, hat sich das Aufstehen um kurz nach fünf Uhr und das Losfahren vor dem Frühstück gelohnt.
Und jetzt noch etwas entspannte Morgengymnastik mit Ton:
Nach dem Frühstück brachen wir auf, um uns die von Vann Molyvann gebauten Universitätsgebäude anzusehen. Man kennt sie eventuell schon von Fotos, aber der Eindruck an Ort und Stelle ist durchaus anders. Zum einen sind sie viel zierlicher als man vermutet, zum anderen sind das warme Klima, der Duft der Plumerien und die Stimmen aus den Unterrichtsräumen mittels Fotografie nicht darstellbar. Dass sich persönliches Hinreisen lohnt, ist ja ein positiver Aspekt. Allerdings muss man dafür durch den Verkehr in Phnom Penh, der wirklich so chaotisch ist, wie man hört, allein das Linksabbiegen durch den fließenden Gegenverkehr ist gar nicht zum Hinschauen, vor allem nicht, wenn man ganz ungeschützt in einem offenen Tuk-Tuk sitzt.
Die zentrale Markthalle in PP ist ein wunderschöner Art-Deco-Bau. Am Haupteingang tritt man gleich in die Juwelenabteilung, in der es unfassbar glänzt und glitzert. In engen Gängen werden Waren aller Art angeboten, da bräuchte man Stunden, um sich das anzusehen (aber eher nicht, um es zu fotografieren).
Tipp Phnom Penh: Im Foreign Correspondents‘ Club kann man sich, auch wenn dort nur Touristen sitzen, am Abend wenigstens ein bißchen wie ein Fotoreporter im Auslandseinsatz fühlen! Und falls man von dort den Fluß fotografieren will: Stativ mitnehmen.
Beste Zeit zu fotografieren: Von ca. sechs bis neun Uhr morgens und von vier Uhr bis Sonnenuntergang (um sechs Uhr).
Dieser Beitrag basiert auf meinem privaten Reiseblog, den ich von unterwegs geschrieben habe, und hier nun mit einigen meiner Fotos angereichert in mehreren Folgen veröffentliche – vor allem, weil die Existenz der modernistischen Khmerbauten nicht so bekannt ist und diese nach und nach der Immobilienspekulation zum Opfer fallen. Mehr Infos zu Vann Molyvann gibt es hier und hier ein erläuterndes Video.
Und kaum ist man wieder zu Hause, hat man ein Gefühl, man wäre nie weg gewesen ;-).
LG aus Düsseldorf und noch eine tolle Reise!!!